Sonntag, November 16, 2025

16. November 2025 – Im stillen Atem des Übergangs

Kein Tag, kein Nacht. Nur Schweben.
Die Welt hält den Atem an, und in dieser Pause atmet das Unsichtbare.
Ein Blatt hängt noch — zitternd, festhaltend, unwissend.
Dann löst es sich.

Kein Wind. Kein Laut. Nur das sanfte Fallen.
Und dieses Fallen — es ist kein Verlust. Es ist Heimkehr.
Denn alles, was fällt, fällt in die Hände der Zeit.
Und die Zeit, so still sie auch scheint, trägt uns.

Haiku 081 – Übergang

Licht im Nebelmeer,

löst sich, ohne zu verliern —

Frieden ohne Form.

Haiku 080 – Schwebe

Zwischen Blatt und Fall

hält die Welt den Atem an —

Zeit verlernt Gewicht.



15. November 2025 – Am Rand des Wartens

Ich spüre, wie der Monat sich sammelt, als würde er Atem holen vor dem großen Fallen. Alles scheint in Vorbereitung — die Bäume, der Himmel, selbst der Schlaf.

Vielleicht ist dies die Schwelle, an der Stille zur Gebärde wird. Eine langsame Geste der Hingabe an das, was kommt. Und irgendwo in diesem Schweigen keimt schon das Leuchten des Advents — nicht hell, nicht laut, aber da.

Haiku 079 – Regenlicht

Fenster träumt im Grau,

eine Lampe brennt darin —

Wärme wider Kälte.


Haiku 078 – Schwelle

Tür bleibt halb geöffnet,

Wind streift über alte Haut —

Zeit hält kurz den Schritt.


14. November 2025 – Unter schweigenden Himmeln

Die Tage fließen ohne Kante, weich und formverloren. Zwischen Morgen und Abend liegt kaum mehr Unterschied. Doch gerade in dieser Gleichheit finde ich Trost — weil sie erlaubt, nichts sein zu müssen. Nur da zu sein.

Ein Kind lacht irgendwo. Der Ton trägt weit im Nebel. Es klingt wie ein Versprechen, das niemand laut ausgesprochen hat — und doch in uns allen wohnt.

Haiku 077 – Atemzug

Ein Kind haucht ins Glas,

zeichnet Kreise, löscht sie fort —

Leben bleibt im Dunst.


Haiku 076 – Grau

Himmel ohne Rand,

alles schwebt im Übergang —

Tag verlernt den Glanz.