Freitag, Dezember 08, 2006

dreihundert

schweigen
auf bäumen
schweigen
in träumen
schlafendes gewitter
ohne donnergrollen
wehe denen,
die ahnen,
was noch auf uns
zukommen will!

zweihundertundneunundneunzig

genau das eine ist mir zuviel geworden,
jetzt kann ich es nicht mehr zählen.

ich verliere die übersicht über das ganze.
noch soviel hätte ich mir vorgenommen.

da holt mich der winter ein
und schnee legt sich auf meinen hügel.
dass ich nicht weiter in unruhe leide
ich bleibe unten - keine angst!

zweihundertundachtundneunzig

für ein an hoffnung verarmtes volk:

als ein an wirklichkeit verblendeter teilnehmer
kauert er
ohne wirklichkeitserinnerung
schlafumnachtet
mit kochender hypophyse
allein
herumstehend oder auch liegend
in beklemmender
unruhe
leidend
und kann es sich nicht leisten
zu sterben

zweihundertundsiebenundneunzig

hier bin ich noch nicht ganz an das ende gekommen
hier werde ich beim besten willen nicht weiter kommen
hier bleibe ich das,
was ich immer schon war:
ein erblindeter
der nichts sehen darf
ein tauber
der nichts hören darf
ein lahmer
der nicht gehen darf
ein mensch
der nicht leben darf

zweihundertundsechsundneunzig

ach ich unberühmter
dahinsiechender
erbärmlicher

bemitleidenswerter
vollkommen
trunkener
im wein
im bierglas
im schnapsfass
ertrunkener
ohne gefühl
gelähmter
ich

zweihundertundfünfundneunzig

wäre ich ein künstler,
ich würde schreibend
gedichte berühmter
dichtender
überdichten.

so aber bleibt
mir nur
das,
was ich tue übrig!

zweihundertundvierundneunzig

mohnstrudel
mit
kakao
oder kakau
oder kaukau
oder cacao
oder gagau
egal
es schmeckt mir
so verpanscht
zermatscht
zerkaut
verschluckt
genossen
und aus!

zweihundertunddreiundneunzig

genauste
recherchen
erzwingen
unermüdliches
spucken
drängeleien
begleiten
weihnachten
geschichten
berichten
grausigstes
kassenklingeln
vorgetäuschte
fröhlichkeit
seligkeit
weihnachtszeit

zweihundertundzweiundneunzig

liebes tagebuch!
ich friere vor lauter weinen!
mir ist schon ganz blümerant!
ich gehorche nur noch meiner
inneren stimme
tageweise
vor der mitternacht ist es am
schlimmsten.
da will der tag nicht enden!
nicht um's verrecken nicht!

zweihundertundeinundneunzig

die kunst des kriegsführens in ihrer obersten vollendung
herr bush und herr blair - aufgepasst ihr beiden -
ist es
keinen krieg zu führen!

zweihundertundneunzig

die eine,
die es wissen sollte,
die kann es nicht sagen,
weil sie stumm ist.

vom hinschauen geblendet,
wird mir auch schon ganz schlecht!

dabei wäre es doch so einfach gewesen,
wenn man es mir vorher besser erklärt hätte!

jetzt kann ich mir nur die vorwürfe machen,
und einen spass!

zweihundertundneunundachtzig

so ist es im leben!
so oder so!
ganz weit weg schwimmen!
untergehen!
nicht ertrinken dabei,
das ist die kunst!

zweihundertundachtundachtzig

jetzt ist aber schluss!

schluss ist,
wenn ich es sage!

ich habe es gesagt!
darum ist schluss!

aus!