Es ist ein später Tag im Oktober, und die Sonne scheint nur noch durch Erinnerung. Der Himmel hängt tief, als wolle er sich endlich auf die Erde legen, müde vom ewigen Schauen. Die Luft schmeckt nach Eisen und Regen, und in den Pfützen zittern die Schatten der Bäume wie alte Hände, die sich nach etwas Unsichtbarem ausstrecken.
Ich gehe durch eine Straße, die ich früher kannte. Nichts hat sich verändert, und doch scheint alles leerer geworden zu sein. Die Fenster, die Gesichter, selbst der Wind — als hätte jemand die Welt leise ausgehöhlt, um sie leichter zu machen für den Abschied.
Und da ist diese plötzliche Schwere, die sich von innen her ausbreitet, wie Wasser, das einen Raum füllt, bis kein Atem mehr bleibt. Ich denke an all die Stimmen, die nicht mehr sprechen, an die Orte, die zu Erinnerung verdorrt sind. Die Zeit trägt ihr schwarzes Kleid heute ohne Zögern.
Aber irgendwo zwischen den Scherben des Tages blitzt etwas auf — kaum spürbar, kaum greifbar. Ein Licht, das nicht von außen kommt. Vielleicht ist es nur die Müdigkeit, die plötzlich hell wird. Vielleicht auch der stille Trotz des Lebens, das sich weigert, zu enden, solange noch jemand hinsieht.
Ein Kind lacht am Ende der Straße.
Ein Vogel hebt ab, gegen die sinkende Dämmerung.
Und für einen Augenblick weiß ich: selbst der Herbst verneigt sich nicht, er wandelt sich — langsam, schweigend, hin zu etwas, das wieder blühen will.