Sonntag, Januar 29, 2006

kräuterteesammlung und andere dosen mit inhalt

mein gewissen hat mir neulich wieder ordentlich zugeredet. ich habe dünnen wein getrunken und mir dabei gedacht, dass ich aufpassen sollte, auf die von mir vertragene menge, dass mir anderntags nicht wieder so erbärmlich schlecht sein muss. mir war dann auch nicht schlecht, beziehungsweise weniger als erwartet. hin und wieder dachte ich an die küchenkredenz meiner seligen großmutter mütterlicherseits. diese hatte selten aber regelmäßig einen katharrh, welchen sie mit allerlei kräuteraufgüssen wieder so leidlich zu vertreiben wußte. mir selbst sind die sorten nicht mehr in erinnerung. wahrscheinlich habe ich zuviel alkohol in den zwischenjahren gezwitschert. doch an die kleinen metallenen döschen erinnere ich mich noch gut. mir fiel es immer sehr schwer, sie zu öffnen, weil man dazu einen trick wissen mußte. heute weiss ich ihn und deswegen verstecke ich auch jetzt ein wenig bargeld darin. frührer tat dies wahrscheinlich auch die großmutter mit ähnlich gutem erfolg. wie gesagt hatte meine großmutter so dann und wann einen katharrh. ich nicht, da ich niemals nicht einen tee sondern immer nur reichlich schnäpse trank, da ich davon nicht zu überzeugen war, dass manche teesorten katharrhe heilen mögen, schnäpse hingegen sich vornehmlich aber nur auf die lebern schlagen würden. so einen blödsinn sollten sie sich auch in erinnerung behalten, falls sie in jungen jahren einen ähnlichen erfahren durften.

unwetter und andere lichtblicke

gewitterbedingtes grillenzirpen ist im jänner sehr selten. mitunter unmöglich. doch die kunst will es so haben - bitte sehr. es zirpen die grillen und künden von einem nahenden gewitter. jänner ist es und bitterkalt. kein einziges wölkchen läßt sich am himmel blicken. fast könnte man meinen, dass eifrige großväter diesen noch zur frühen tagesstunde leergefegt hätten. doch man weiss, dass das ein reiner unsinn ist, weswegen wir nicht länger dieser theorie nachhängen wollen. eigentlich ist es annähernd ungesund, wenn man tagsüber zuviele schnäpse und fette wurstwaren runter schluckt. konzentrieren wir uns aber auf das wesentliche. wir werden heute kein gewitter haben, weil es nämlich in grönland ohne unterlass winter ist. die grillen zirpen daraufhin weiter in der kälte und klammern sich mit erfrorenen beinchen an fahrengelassene hoffnungen. möglich, dass sich ihrer ein gott erbarmt. ich würde es nicht tun. ich würde mich schämen, so grundlos gut zu sein.

unendlich frei

es gibt eigentlich nicht sehr vieles, was dem gefühl gleich kommt, schreiben zu können. dabei meine ich jetzt nicht dieses schreiben können, das vom künstlerischen aspekt her beurteilt wird. an und für sich ist ja schon das wort "urteil" falsch angebracht, wenn es darum geht, über kunst zu sprechen. und wenn schon. einige werden ahnen, was ich jetzt meine. ja, man muss schon ordentlich eins im schüsserl haben, um das zu tun, was ich gerade tue. dabei tue ich nur das, was ich will. aber da hätten wir ja auch schon das problem. tue ich wirklich was ich will oder tue ich das, was ich glaube tun zu wollen? solange ich diese frage nicht eindeutig beantworten kann, solange werde ich mich auch etwas davor drücken, mir eine solche endgültige aussage zurechtzuüberlegen. es geht auch niemanden ausser mir wirklich etwas an. nur wie lange noch? wie lange noch und ich habe so viel von mir in dieses internet hineingetan, dass ich mich selber nicht mehr erkenne. weil mehr von mir hier ist, als noch in mir verblieben ist. davor graut es mir. und lächeln werde ich, wenn es mich hinüberzieht in die andere welt der matrix. dann bin ich endlich dort, wo ich schon immer war.

erinnerungen an morgen

traumlos war mein schlaf. so wie in den ganzen jahren, die ich jetzt schon versuche, den moment einzufangen, an dem der wechsel stattfindet. der wechsel vom wachsein zum schlafzustand. noch nie war es mir vergönnt, diesen heiligen moment voll bewußt wahrnehmen zu dürfen. ein fiebrig glänzender blick begegnet mir im spiegelbild. so sehr nimmt mich dieser jagdtrieb gefangen, dass es beinahe körperlich spürbar wird. meine ärzte behaupten, ich leide an hypochondrie. keine ahnung, wie sie darauf kommen, wenn sie mich nicht einmal untersuchen wollen. was ist schon ein ekg von vorgestern wert? es könnte ja gestern ein entscheidender schub im krankheitsbild erfolgt sein! was ich gar nicht mag, ist die rekonvaleszenz. da bin ich ja noch lieber tot, da weiss man wenigstens woran man ist. aber so halb halb, das ist nicht meine welt. viele maikäfersammler kennen das, wovon mir früher träumte. das gefühl, vielleicht doch noch zur rechten zeit da zu sein. aber viel hoffnung habe ich da nicht mehr. egal. andere sollen weiterhoffen, solange sich dieser planet um seine geneigte achse dreht. zeit wird es, dass der frühling kommt, sonst rauft mich die depression dahin! aber woher soll ich dann die schönen geschichten nehmen?