Donnerstag, November 06, 2025

6. November 2025 – Unter blassen Himmeln

Die Sonne zeigt sich kaum noch, und doch spüre ich ihr Dasein wie ein fernes Atmen über dem Grau. Alles ist in sanftes Schweigen gehüllt. Die Farben sind fort, die Welt hat sich in Nuancen aus Licht und Erinnerung verwandelt.

Ich sehe einen alten Mann am Straßenrand stehen. Er schaut nicht, er lauscht — vielleicht auf etwas, das die Zeit selbst verschluckt hat. Und plötzlich begreife ich: Wer still genug wird, hört das Leben selbst zwischen den Atemzügen weiterfließen.

Haiku 061 – Glas

Kalter Fensterschein,

Hauch der Stille bleibt daran —

ein Blick ins Draußen.


Haiku 060 – Schleier

Morgenhauch im Tal,

verliert sich im fahlen Licht —

Tag erwacht nur halb.


5. November 2025 – Am Tor des Winters

Ein Frosthauch zieht über die Felder, und das Licht ist so dünn, dass es fast durchsichtig scheint. Jeder Baum wirkt wie eine Erinnerung, die sich weigert zu vergehen. Ich spüre, wie die Welt in eine andere Ordnung übergeht — ruhiger, klarer, entkleidet von allem Überflüssigen.

Im Tor des Winters steht kein Wächter. Nur Stille. Doch in dieser Stille ruht eine unausgesprochene Einladung: hinüberzugehen, in das Ungewisse — mit offenen Augen und einem stillen Herzen.

Haiku 059 – Tor

Ein Krähenruf hallt,

über Felder ohne Ziel —

Tag sinkt in sich selbst.


Haiku 058 – Schattenpfad

Schritte im Nebel,

verschwimmen im feuchten Grund —

Zeit wird zu Atem.