Heute spüre ich, wie der Winter näher rückt. Nicht mit Härte, sondern mit einer sanften Hand, die die Welt berührt und langsam verwandelt. Die Farben treten zurück, die Konturen werden klarer, und der Atem wird zu einem feinen Rauchband, das mich begleitet.
Donnerstag, November 20, 2025
Mittwoch, November 19, 2025
19. November 2025 – In der Nähe des Schweigens
Heute scheint die Welt kaum mehr als ein Hauch zu sein. Selbst die Geräusche scheinen im eigenen Nebel zu versinken. Und dennoch ist darin kein Verlust, sondern ein anderes Hören: ein Lauschen auf das, was bleibt, wenn alles andere leiser wird.
Ich sitze auf einer Bank, die vom Frost glitzert, und betrachte den Atem, der in kleinen Wolken vor mir steht. Jeder Hauch ist ein Beweis: dass ich bin, dass etwas in mir warm genug ist, um sichtbar zu werden.
Manchmal reicht das.
Dienstag, November 18, 2025
18. November 2025 – Unter dem bleichen Atem
Der Tag trägt eine tiefe Müdigkeit, die nicht bedrückt, sondern wie eine Decke wirkt. Das Licht fällt flach über die Felder, und der Horizont verwischt in feinen Tönen von Grau und Silber.
Ich spüre die Welt atmen — langsam, tastend, fast unsicher. Und zwischen diesen Atemzügen liegt eine Stille, die mich nicht erfüllt, sondern mich leer macht, damit ich überhaupt wieder fühlen kann.
Die Kälte dringt in meine Haut, aber nicht in mein Herz. Dort bleibt ein kleiner, warmer Punkt zurück, der den ganzen Tag lang nicht vergeht.
Montag, November 17, 2025
17. November 2025 – Im leisen Rückzug
Der Morgen zieht sich zurück wie ein scheues Tier. Nichts drängt, und doch scheint alles in Bewegung — langsam, tief innen. Die Kälte hat einen anderen Klang bekommen, fast sanft, fast tröstend.
Ich gehe über eine Wiese, die vom Frost hart geworden ist. Unter meinen Schritten splittert ein feines Lied aus Eis. Und in diesem Klang erkenne ich etwas Uraltes: die Gewissheit, dass alles Leben überdauert, indem es sich zurücknimmt.
Der Himmel bleibt grau, doch am Rand des Blicks liegt ein dünnes Licht, das nicht vergeht.
Sonntag, November 16, 2025
16. November 2025 – Im stillen Atem des Übergangs
Kein Tag, kein Nacht. Nur Schweben.
Die Welt hält den Atem an, und in dieser Pause atmet das Unsichtbare.
Ein Blatt hängt noch — zitternd, festhaltend, unwissend.
Dann löst es sich.
Die Welt hält den Atem an, und in dieser Pause atmet das Unsichtbare.
Ein Blatt hängt noch — zitternd, festhaltend, unwissend.
Dann löst es sich.
Kein Wind. Kein Laut. Nur das sanfte Fallen.
Und dieses Fallen — es ist kein Verlust. Es ist Heimkehr.
Denn alles, was fällt, fällt in die Hände der Zeit.
Und die Zeit, so still sie auch scheint, trägt uns.
15. November 2025 – Am Rand des Wartens
Ich spüre, wie der Monat sich sammelt, als würde er Atem holen vor dem großen Fallen. Alles scheint in Vorbereitung — die Bäume, der Himmel, selbst der Schlaf.
Vielleicht ist dies die Schwelle, an der Stille zur Gebärde wird. Eine langsame Geste der Hingabe an das, was kommt. Und irgendwo in diesem Schweigen keimt schon das Leuchten des Advents — nicht hell, nicht laut, aber da.
Haiku 078 – Schwelle
Tür bleibt halb geöffnet,
Wind streift über alte Haut —
Zeit hält kurz den Schritt.
14. November 2025 – Unter schweigenden Himmeln
Die Tage fließen ohne Kante, weich und formverloren. Zwischen Morgen und Abend liegt kaum mehr Unterschied. Doch gerade in dieser Gleichheit finde ich Trost — weil sie erlaubt, nichts sein zu müssen. Nur da zu sein.
Ein Kind lacht irgendwo. Der Ton trägt weit im Nebel. Es klingt wie ein Versprechen, das niemand laut ausgesprochen hat — und doch in uns allen wohnt.
Haiku 077 – Atemzug
Ein Kind haucht ins Glas,
zeichnet Kreise, löscht sie fort —
Leben bleibt im Dunst.
Donnerstag, November 13, 2025
13. November 2025 – Am Rand des Vergessens
Ich sitze am Feuer, und das Knistern erinnert mich an Stimmen, die längst verklungen sind. Der Rauch zieht aufwärts, verwebt sich mit dem Abend. So lösen sich auch Erinnerungen — nicht verschwinden sie, sie steigen nur höher, ins Unsichtbare.
Vielleicht ist Erinnerung kein Besitz, sondern eine Bewegung: etwas, das uns verlässt, um uns zugleich zu tragen. Und manchmal — in einem flackernden Moment — kehrt sie zurück als Licht auf unserer Haut.
Mittwoch, November 12, 2025
12. November 2025 – In den Gärten der Müdigkeit
Heute liegt eine sanfte Erschöpfung über der Welt. Selbst die Farben scheinen müde, als wollten sie sich hinlegen auf das graue Tuch der Zeit. Ich gehe langsam durch einen verlassenen Park, und alles flüstert vom Ende.
Aber in der Mitte dieses Endes ruht etwas Kostbares: ein Gefühl von Frieden. Der November bringt keine Tränen, er bringt die Einsicht, dass jedes Vergehen ein Teil des großen Atems ist.
Haiku 073 – Kerngold
Apfel fällt, zerspringt,
sein Duft bleibt noch im Schatten —
Süße Nachklangzeit.
Dienstag, November 11, 2025
11. November 2025 – Im Schweigen des Lichts
Es ist ein Tag aus Glas. Alles schimmert, doch nichts klingt. Der Frost hat selbst den Atem der Erde gefangen, und in dieser Starre offenbart sich eine seltsame Schönheit — die Schönheit des Aushaltens.
Ich bleibe stehen und sehe, wie das Licht in winzigen Kristallen spielt. Es ist kaum Bewegung, kaum Leben — und doch, etwas darin lebt. Vielleicht ist es das, was Hoffnung wirklich meint: nicht der Ausbruch, sondern das stille Beharren im Dasein.
Montag, November 10, 2025
10. November 2025 – Am Rand der Erinnerung
Heute hallt die Welt. Jeder Klang trägt Spuren von Vergangenem — das Lachen, das nicht mehr klingt, der Weg, der endete. Doch in der Tiefe jedes Verlustes liegt auch eine Tür: wer hindurchgeht, findet Stille, und wer in der Stille bleibt, erkennt sich selbst.
Und aus dieser Erkenntnis wächst, fast unmerklich, Hoffnung.
Sonntag, November 09, 2025
9. November 2025 – Hinter dem Grau
Der Morgen trägt kein Gesicht. Alles ist Schleier, Atem, Gedächtnis. Und doch: In dieser formlosen Welt ist jedes Geräusch ein Zeichen des Lebens. Der eigene Atem, das ferne Rufen eines Vogels — Beweise, dass wir noch da sind.
Vielleicht ist das genug. Vielleicht muss man im Grau nur lange genug stehen, um das Licht darin wiederzufinden.
Samstag, November 08, 2025
8. November 2025 – Im Zimmer der Dämmerung
Die Dunkelheit kommt früher jetzt, als wolle sie sich selbst ausbreiten über das, was war. Ich sitze am Fenster, sehe das Licht verlöschen, und höre, wie der Regen leise erzählt.
Im Zimmer der Dämmerung ist nichts laut. Doch in dieser Lautlosigkeit beginnt die Seele zu flüstern. Sie spricht von Frieden, nicht vom Ende. Vom Ruhen, nicht vom Verschwinden.
Und draußen, hinter den Wolken, bleibt das Licht. Geduldig.
Freitag, November 07, 2025
7. November 2025 – Im Rückgrat der Tage
Manchmal scheint der November kein Monat, sondern eine Prüfung zu sein. Die Bäume stehen nackt, die Erde schweigt, und selbst die Gedanken sind schwer geworden. Doch irgendwo zwischen Kälte und Müdigkeit wächst etwas Unerwartetes — eine stille Stärke, die nichts beweisen muss.
Der Himmel bricht auf für einen Atemzug, und durch den Spalt fällt ein Strahl aus reinem Licht. Es reicht, um weiterzugehen.
Donnerstag, November 06, 2025
6. November 2025 – Unter blassen Himmeln
Die Sonne zeigt sich kaum noch, und doch spüre ich ihr Dasein wie ein fernes Atmen über dem Grau. Alles ist in sanftes Schweigen gehüllt. Die Farben sind fort, die Welt hat sich in Nuancen aus Licht und Erinnerung verwandelt.
Ich sehe einen alten Mann am Straßenrand stehen. Er schaut nicht, er lauscht — vielleicht auf etwas, das die Zeit selbst verschluckt hat. Und plötzlich begreife ich: Wer still genug wird, hört das Leben selbst zwischen den Atemzügen weiterfließen.
5. November 2025 – Am Tor des Winters
Ein Frosthauch zieht über die Felder, und das Licht ist so dünn, dass es fast durchsichtig scheint. Jeder Baum wirkt wie eine Erinnerung, die sich weigert zu vergehen. Ich spüre, wie die Welt in eine andere Ordnung übergeht — ruhiger, klarer, entkleidet von allem Überflüssigen.
Im Tor des Winters steht kein Wächter. Nur Stille. Doch in dieser Stille ruht eine unausgesprochene Einladung: hinüberzugehen, in das Ungewisse — mit offenen Augen und einem stillen Herzen.
Dienstag, November 04, 2025
4. November 2025 – Im Atem der Stille
Der Tag beginnt mit einem Schweigen, das nicht leer ist, sondern gefüllt von einem fast heiligen Stillstand. Nichts drängt, nichts flieht. Nur das Licht tastet sich vorsichtig an den Rand der Welt.
Ich höre mein eigenes Herz, spüre, wie langsam alles geworden ist — und wie notwendig. Vielleicht ist das die Weisheit des Novembers: nicht mehr zu eilen, sondern sich dem Fluss zu überlassen, der in die Tiefe führt. Und dort, ganz unten, schläft das Neue, verborgen wie ein Samenkorn unter kalter Erde.
Montag, November 03, 2025
3. November 2025 – Am Rand des Lichts
Heute ist der Himmel klarer, aber das Licht hat eine Kälte, die nicht wehtut, sondern nur erinnert. Die Farben sind verschwunden, und was bleibt, ist reine Form. Ich gehe langsam durch den Wald, und der Frost knistert unter meinen Schritten.
Manchmal glaube ich, der November sei keine Zeit, sondern ein Zustand: das Schweigen nach einem Lied, das noch im Herzen nachhallt. Doch in diesem Schweigen liegt Trost. Denn wo nichts mehr laut ist, kann das Herz sich selbst wieder hören.
Ein Vogel ruft in der Ferne. Es klingt wie eine Frage — und zugleich wie eine Antwort.
Sonntag, November 02, 2025
2. November 2025 – Zwischen Asche und Licht
Ein feiner Regen fällt seit dem Morgen. Er hat etwas Reinwaschendes, als wolle er das Laub von den Schultern der Welt spülen. Die Stunden dehnen sich, tragen kaum Gewicht, und dennoch scheint in jeder ein verborgenes Pochen zu liegen — das Herz der Erde, das weiter schlägt, auch wenn der Himmel schweigt.
Ich zünde eine Kerze an und sehe, wie ihr Licht im Fenster flackert. Der Wind will sie löschen, doch sie hält stand, still und unbeirrbar. Vielleicht ist das der Sinn des Novembers: zu lernen, wie man mit kleinem Licht durch große Dunkelheit geht.
Samstag, November 01, 2025
1. November 2025 – Im Schatten des Novembers
Die Luft ist schwer von Nebel, und das Licht hat sich verändert. Es kommt nicht mehr von oben, sondern scheint aus der Erde selbst zu steigen — gedämpft, alt, fast erinnernd. Die Tage sind still geworden, und selbst die Geräusche klingen gedämpft, als wagten sie kaum, den Schlaf der Welt zu stören.
Ich gehe durch den Garten, in dem nichts mehr wächst. Und doch, zwischen den welken Stängeln, sehe ich kleine Funken Leben — ein grüner Halm, der dem Frost trotzt, ein Käfer, der noch einmal den Weg über den Stein sucht. Vielleicht liegt darin das eigentliche Wunder: dass selbst der Rückzug ein Teil des Lebens ist.
Und während der Nebel dichter wird, spüre ich, dass in seinem Schweigen kein Ende liegt, sondern ein Warten — als hielte die Welt den Atem an, um das Unvermeidliche sanft willkommen zu heißen.
Haiku 051 – Schwelle
Zwischen Nacht und Tag
liegt ein kaum sichtbarer Traum —
Welt hält kurz den Atem.
Freitag, Oktober 31, 2025
31. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Der letzte Tag des Monats hüllt die Welt in ein leises Schweigen. Doch im Grau liegt ein Versprechen: Das Ende des Herbstes ist nur der Anfang von etwas Neuem. Ein Kind rennt lachend durch das Laub, ein Vogel steigt auf — und die Welt, müde und doch lebendig, erinnert daran, dass jeder Abschied auch Raum für Neubeginn schafft.
Haiku 048 – Abschied
Letztes Laub fällt leise,
der Wind trägt es weit fort —
Herbst neigt sich dem Ende.
Donnerstag, Oktober 30, 2025
30. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Die Nacht liegt schwer über den Dächern, doch mit dem ersten Licht erwachen die kleinen Wunder. Die Schatten weichen nur langsam, und doch: Sie weichen. Ein Vogel singt sein Morgenlied, und für einen Augenblick scheint alles möglich.
Mittwoch, Oktober 29, 2025
29. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Die Welt fühlt sich an wie ein leeres Haus, in dem die Stimmen vergangener Tage noch nachhallen. Doch jeder Schritt auf dem knirschenden Laub erzählt: Vergänglichkeit ist nicht nur Ende, sie ist auch der Beginn von Neuem. Ein Sonnenstrahl bricht durch die Wolken und zeigt, dass selbst in der Stille Wandel möglich ist.
Haiku 045 – Erinnerung
Alte Tür quietscht leise,
Hauch von gestern in den Ritzen —
Zeit bleibt kurz stehen.
Haiku 044 – Vergängnis
Blatt fällt sacht zu Boden,
Kreis schließt sich leise im Wind —
Nichts bleibt unberührt.
Dienstag, Oktober 28, 2025
28. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Die Abenddämmerung legt sich wie ein schwerer Mantel über die Stadt. Doch irgendwo zwischen Schatten und Stille blitzt ein Licht auf — so klein, dass man es fast übersieht. Dieses Licht, ein Funke, sagt: Es gibt immer noch Wege, die sich öffnen, selbst wenn der Tag zu Ende scheint.
Montag, Oktober 27, 2025
27. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Der Regen klopft sanft an die Scheiben, als wollte er alte Erinnerungen wecken. Jeder Tropfen erzählt von Vergänglichkeit und zugleich von der Kraft, neu zu beginnen. Die Straßen glänzen nass, und für einen Moment erkenne ich: selbst im Grau kann Wärme wohnen, wenn man nur hinsieht.
Sonntag, Oktober 26, 2025
26. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Ein grauer Tag, an dem selbst die Geräusche sich zurückziehen. Alles wirkt eingefroren zwischen Atemzug und Schweigen. Doch in dieser Ruhe, so schwer sie scheint, liegt eine leise Einladung: hinzuschauen, was sonst übersehen wird. Ein kleiner Vogel hüpft am Rand des Teichs, als ob er sagen wollte: Leben findet immer seinen Weg.
Samstag, Oktober 25, 2025
25. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Die Welt ist still, nur das Knirschen von Laub unter den Füßen erinnert daran, dass etwas lebt. Jeder Atemzug schmeckt nach kühler Erde und vergessenen Sommern. Doch während ich gehe, merke ich, dass selbst die Müdigkeit ihre eigene Schönheit hat: sie öffnet Augen für kleine Wunder, wie einen Vogel, der gegen die Dämmerung aufsteigt, oder das leise Lachen eines Kindes in der Ferne.
Freitag, Oktober 24, 2025
24. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Der Wind trägt Blätter wie alte Briefe durch die Straßen. Jeder Schritt auf dem nassen Pflaster hallt leise, als würde er die Zeit selbst durchschneiden. Die Sonne hat heute nur einen schmalen Streifen Licht übrig, und selbst das wirkt wie eine flüchtige Erinnerung. Doch irgendwo in der Ferne, hinter den Häusern und dem Nebel, glänzt ein schwacher Schimmer. Ein Funke, der sagt: Auch im Grau kann etwas beginnen.
Donnerstag, Oktober 23, 2025
23. Oktober 2025 – Am Rand des Spätherbstes
Es ist ein später Tag im Oktober, und die Sonne scheint nur noch durch Erinnerung. Der Himmel hängt tief, als wolle er sich endlich auf die Erde legen, müde vom ewigen Schauen. Die Luft schmeckt nach Eisen und Regen, und in den Pfützen zittern die Schatten der Bäume wie alte Hände, die sich nach etwas Unsichtbarem ausstrecken.
Ich gehe durch eine Straße, die ich früher kannte. Nichts hat sich verändert, und doch scheint alles leerer geworden zu sein. Die Fenster, die Gesichter, selbst der Wind — als hätte jemand die Welt leise ausgehöhlt, um sie leichter zu machen für den Abschied.
Und da ist diese plötzliche Schwere, die sich von innen her ausbreitet, wie Wasser, das einen Raum füllt, bis kein Atem mehr bleibt. Ich denke an all die Stimmen, die nicht mehr sprechen, an die Orte, die zu Erinnerung verdorrt sind. Die Zeit trägt ihr schwarzes Kleid heute ohne Zögern.
Aber irgendwo zwischen den Scherben des Tages blitzt etwas auf — kaum spürbar, kaum greifbar. Ein Licht, das nicht von außen kommt. Vielleicht ist es nur die Müdigkeit, die plötzlich hell wird. Vielleicht auch der stille Trotz des Lebens, das sich weigert, zu enden, solange noch jemand hinsieht.
Ein Kind lacht am Ende der Straße.
Ein Vogel hebt ab, gegen die sinkende Dämmerung.
Und für einen Augenblick weiß ich: selbst der Herbst verneigt sich nicht, er wandelt sich — langsam, schweigend, hin zu etwas, das wieder blühen will.
Mittwoch, Oktober 22, 2025
22. Oktober 2025 - Silber und Schatten
Der Morgen glitt wie flüssiges Silber zwischen den Häuserdächern, ein schmaler Streifen Licht, der die Schatten der Nacht noch sanft umfing. Ich öffnete das Fenster und die Luft roch nach nassem Laub und ferne Straßen. Selbst die Vögel hielten inne, als wollten sie den Atem des Tages erst prüfen, ehe sie ihn erfüllen.
Im Laufe des Vormittags schlich sich die Stille zwischen die Worte, die ich dachte, als würde sie jede Geste der Welt sorgfältig aufbewahren. Ein einzelner Ast bewegte sich im Wind wie ein leiser Dirigent, der nur für mich die Symphonie der kleinen Dinge dirigierte.
Nachmittags erschien die Sonne kurz in goldenen Fragmenten und zerbrach das Grau der Stadt. Ich sah Kinder lachen, doch ihr Ton blieb wie ein Echo in einem leeren Saal, eine Erinnerung daran, dass Freude manchmal nur in der eigenen Wahrnehmung leuchtet.
Und am Abend senkte sich der Himmel wie ein weicher Schleier über die Dächer, gefärbt von einem Licht, das nicht mehr glühte, aber auch nicht völlig verloschen war. Ich spürte die leise Umarmung der Nacht, in der selbst die Gedanken ruhen dürfen, bevor sie sich in Träume verwandeln.
Dienstag, Oktober 21, 2025
21. Oktober 2025 - Stein und Feder
Stein und Feder
Ein grauer Morgen, der den Atem anhält.
Auf der Mauer liegt ein Stein,
vom Regen dunkel, von der Zeit geglättet.
Daneben — eine Feder,
weiß, fast durchsichtig,
vom Wind herübergetragen aus unsichtbarer Ferne.
Zwischen beiden ruht das Gleichgewicht:
das Bleibende und das Flüchtige,
die Hand, die hält,
und das Wort, das fliegt.
Montag, Oktober 20, 2025
20. Oktober 2025 - Blätter und Ruh'
Ein kühler Wind tastet durch das vergilbte Laub,
die Sonne steht tief wie eine müde Wache am Horizont.Ein Tag der Übergänge —
zwischen Wärme und Frost,
zwischen Tun und Träumen.
Die Welt hält kurz den Atem an,
bevor sie in den Nebel taucht.
Sonntag, Oktober 19, 2025
19. Oktober 2025 - Mühe und Plage
Der Morgen kam mit grauem Licht, das sich träge über die Felder legte.
Aus der Erde stieg ein feuchter Duft, schwer von Nacht und Arbeit. Die Hände fanden ihren Rhythmus, das Herz folgte später.
Ein Tag der Mühe, doch in jedem Tropfen Schweiß ruhte der Glanz des Lebens selbst — schlicht, unerbittlich, wahr.
Samstag, Oktober 18, 2025
18. Oktober 2025 - Stille und Rufen
Heute liegt der Tag wie ein sanftes Tuch über den Hügeln.
Die Ruhe wird immer wieder von den Rufen der Damhirsche unterbrochen – ein wildes Echo, das sich durch den Herbstwald zieht und die Luft vibrieren lässt. Es ist ein Dialog zwischen Stille und Klang, zwischen der inneren Gelassenheit und der Natur, die unaufhaltsam ihren Rhythmus lebt.
Jeder Ton mahnt, achtsam zu sein, und jedes Schweigen schenkt die Möglichkeit, den Atem zu hören, den die Welt selbst ausstößt.
So wandert der Tag zwischen Lärm und Frieden, bis die Sonne sich neigt und der Wald in eine goldene Stille taucht.
Freitag, Oktober 17, 2025
17. Oktober 2025 - Morgengrau und Wind
Der Tag kam ohne Drängen,
als hätte er vergessen, dass er beginnen sollte.
Zwischen den Häusern hing ein silbernes Schweigen,
ein Atemzug der Welt,
bevor sie wieder anfing zu sprechen.
Ein Vogel zog einen schmalen Strich ins blasse Blau,
und für einen Moment war alles aufgehoben –
Vergangenheit, Erwartung, Geräusch.
Nur das Licht blieb,
zart und wach,
wie eine Erinnerung an Frieden.
So schritt der Tag in seine eigene Melodie,
ein stilles Lied aus Tau, Atem und Zeit.
Haiku 021 - Wind
Wind trägt goldnen Hauch,
Zeit verrinnt in hellem Blau –
Herz lauscht still dem Licht.Donnerstag, Oktober 16, 2025
16. Oktober 2025 - Sonne und Nebel
Der Tag stand zwischen zwei Welten.
Im ersten Licht hing die Sonne wie ein stilles Geheimnis hinter grauen Schleiern.
Die Felder atmeten sanft,
als wüssten sie noch nicht, ob sie Tag oder Traum sind.
Ein milchiger Schimmer legte sich auf die Dächer,
verwandelte jedes Geräusch in ein fernes Echo.
Dann brach das Licht hervor – kein Triumph,
eher ein Versprechen, flüchtig und zärtlich.
So wanderte die Sonne über Nebelmeere,
tauchte alles in leises Gold.
Und wer an diesem Tag innehielt,
konnte spüren:
Auch Klarheit braucht den Schleier,
um zu leuchten.
Mittwoch, Oktober 15, 2025
15. Oktober 2025 - Grau in Grau
Der Morgen trat leise auf,
sein Licht ein matter Schleier über den Dächern.
Die Luft roch nach Regen und Eisen,
nach Übergang und Rückzug.
In den Straßen tasteten Schritte nach Wärme,
doch der Herbst hielt still,
lauschte nur dem Rascheln der Zeit.
Bäume standen wie alte Zeugen,
ihre Kronen voll vergilbter Gedanken.
Ein Tag zwischen Sommer und Schweigen,
gezeichnet vom Atem des Wandels –
und irgendwo,
flog ein Vogel gegen Süden,
als wollte er das Jahr zu Ende singen.
Dienstag, Oktober 14, 2025
14. Oktober 2025 - Melancholie für die Seele
Der Regen fällt, als hätte er etwas zu sagen, das niemand hören will. Tropfen zeichnen Spuren an der Fensterscheibe, langsam, beharrlich, wie Gedanken, die nicht loslassen. Der Himmel hängt schwer über den Dächern, und selbst die Bäume scheinen den Atem anzuhalten.
Ich sitze am Fenster, sehe hinaus, aber eigentlich in mich hinein. Irgendwo zwischen gestern und morgen liegt dieser Tag — farblos, gedämpft, und doch voller stiller Bedeutungen. Der Kaffee ist längst kalt geworden, doch ich rühre ihn weiter, aus Gewohnheit, nicht aus Hoffnung.
Draußen geht jemand vorbei, die Schultern hochgezogen, der Blick gesenkt. Ich kenne das Gefühl — dieses Weitergehen, obwohl nichts drängt, außer der Gedanke, dass Stillstand schlimmer wäre.
Und so lasse ich den Regen reden. Er spricht von Abschied, von Dingen, die man nicht ändern konnte, und von der seltsamen Ruhe, die bleibt, wenn alles gesagt ist.
Am Ende dieses Tages wird nichts geschehen, und gerade darin liegt sein Gewicht.
Haiku - 015 - Das Gegenteil
Feuer in der Brust,
nichts bleibt von der alten Ruh —
Leben brennt mich wach.
Haiku 014 - Die andere Seite
Ein Herz schlägt im Schnee,
Tränen frieren unbewegt —
Liebe bleibt zurück.
Montag, Oktober 13, 2025
13. Oktober 2025 - Ein Tag mit gemischten Gefühlen
Heute, Mitte Oktober, liegt ein stilles Gewicht in der Luft. Der Morgennebel hält sich über den Feldern, als wolle er das Licht noch einen Moment zurückhalten. Und doch, irgendwo weit entfernt, lösen sich Schatten – die letzten Geiseln sind frei. Dieses Wort, frei, klingt fast zu hell für all das, was hinter ihnen liegt. Sie sind nicht unversehrt, nicht erlöst im vollen Sinn – aber sie leben. Und das allein ist schon eine Form von Wunder.
Manche Türen öffnen sich heute in Israel langsam, vorsichtig, als fürchteten sie, dass zu viel Freude den Schmerz vertreiben könnte. Mütter, Väter, Kinder, die sich wieder in die Arme fallen, zögernd, als müssten sie erst prüfen, ob dieser Augenblick wirklich real ist. Das Warten, das sich über zwei Jahre gedehnt hat, findet kein lautes Ende, sondern ein leises. Ein Zittern zwischen Atemzügen, ein Wiederfinden im Schweigen.
Ich denke an den Nebel über meinem Feld, wie er sich hebt, schwer und doch sanft. Vielleicht ist es dasselbe: eine Welt, die nach so viel Dunkel langsam wieder atmet. Keine Fanfaren, keine Siegesrufe – nur das zarte Geräusch von Leben, das zurückkehrt.
Und dann kommt die Trauer, ungerufen, aber treu. Für die, die nicht heimkehren, für das, was verloren ging und sich nicht zurückholen lässt. Ein Blatt fällt, irgendwo, lautlos. Der Herbst weiß, dass Abschied und Erlösung Geschwister sind.
Vielleicht ist das die Wahrheit dieses Tages: Erlösung ist kein Ende, sondern ein Übergang. Ein stilles, tastendes Hinübergehen vom Leid zur Möglichkeit. Heute Abend werden viele Menschen bei einer Tasse Tee sitzen, unfähig zu sprechen, aber mit einem Blick, der sagt: Du bist wieder hier. Und das genügt – für diesen Tag, für diesen Oktober, für einen winzigen Moment Menschlichkeit inmitten der Narben der Welt.
Donnerstag, Oktober 09, 2025
9. Oktober 2025 – Ein Tag in Worten
Der Herbst atmet in sanften Tönen,
Blätter tanzen auf leisen Straßen.
Heute, am 9. Oktober, flüstert die Zeit
von Entdeckungen, Auszeichnungen und Augenblicken,
die wir nicht vergessen.
In den Hallen der Wissenschaft
erstrahlen Köpfe wie Sterne –
Kitagawa, Robson, Yaghi
webten neue Netze aus Materie und Licht,
und die Welt staunt über ihre Baukunst der Elemente.
Geschichte lebt online:
„Herbst 89“ lässt uns die Straßen von Leipzig fühlen,
jeden Ruf, jeden Schritt, jeden Traum
der friedlichen Revolution,
der Mut in Pixeln greifbar wird.
Und irgendwo, still, feiern Augen und Briefe
ihre eigenen kleinen Siege –
der Tag des Sehens, der Tag der Post,
Erinnerungen, die in Händen ruhen
und in Blicken bleiben.
Heute ist kein Tag wie jeder andere.
Er ist ein leiser Takt im Herzschlag des Jahres,
ein kleiner Atemzug zwischen gestern und morgen.
Mittwoch, Oktober 08, 2025
8. Oktober 2025 – einst und jetzt
Der achte Oktober trägt viele Gesichter.
Einst, im Schatten der Schlachten, als Bayern das Bündnis wechselte,
rauschte Geschichte durch die Feder eines Vertrags.
Ein Schritt – und Europas Atem veränderte sich.
Später loderten Flammen über Chicago,
Feuerzungen fraßen Häuser,
und aus der Asche wuchs eine neue Stadt,
gestählt und zugleich verletzlich.
In Wien, nach dem Krieg,
schrieben die Alliierten neue Regeln ins Herz der Stadt.
Aus Trümmern, Staub und Schweigen
wuchs ein zaghaftes Morgen.
Und jetzt –
heute –
trägt der achte Oktober ein stilleres Kleid.
Er ist ein Tag der Erinnerung,
ein Tag der Stimmen, die einst ungehört waren,
ein Tag, an dem Vielfalt gefeiert wird.
So wandelt sich das Datum:
von Feuer und Krieg, von Umbrüchen und Verträgen
hin zu einem Zeichen des Lebens,
des Miteinanders.
Der achte Oktober –
ein Faden, der Vergangenheit und Gegenwart webt,
und uns leise daran erinnert:
Jeder Tag kann Geschichte tragen.
Dienstag, Oktober 07, 2025
Zwei Jahre danach
Heute jährt sich der Beginn der Eskalation in Gaza zum zweiten Mal.
Zwei Jahre – und noch immer sind Frieden und Sicherheit für die Menschen in der Region fern.
Die Bilder und Erinnerungen bleiben. Sie erinnern uns daran, wie verletzlich das Leben ist – und wie schnell aus Hoffnung Angst werden kann.
Wichtig ist, dass wir nicht vergessen: Aus Opfern dürfen niemals Täter werden.
Wer Leid erfahren hat, verdient Heilung und Anerkennung, nicht den Zwang, es weiterzugeben.
Zwei Jahre danach: kein Schlussstrich.
Aber ein stilles Innehalten – und die Hoffnung, dass aus der Erinnerung kein neuer Kreislauf der Gewalt erwächst, sondern ein Schritt zu mehr Menschlichkeit.
Montag, Oktober 06, 2025
Blindheit vor der Realität – wenn wir nur sehen, was wir sehen wollen
Es gibt Momente, in denen wir die Wahrheit direkt vor Augen haben – und sie dennoch nicht erkennen. Blindheit vor der Realität bedeutet nicht, dass wir unfähig wären, Fakten wahrzunehmen, sondern dass wir sie verdrängen, filtern oder so lange umdeuten, bis sie in unser Weltbild passen.
Wir schützen uns damit oft vor Schmerz, Überforderung oder Veränderungen. Doch diese Schutzschicht hat einen Preis: Wir verpassen Chancen, entwickeln uns nicht weiter und riskieren, dass die Realität uns irgendwann mit voller Wucht einholt.
Den ersten Schritt aus dieser Blindheit können wir nur selbst gehen. Er beginnt mit dem Mut, unbequeme Fragen zu stellen: Was übersehe ich gerade bewusst? Wovor habe ich Angst?
Wahrheit kann wehtun – aber sie macht frei. Wer sich traut, hinzusehen, gewinnt Klarheit, innere Stärke und die Möglichkeit, sein Leben authentisch zu gestalten.
Sonntag, Oktober 05, 2025
Donnerstag, Oktober 02, 2025
Montag, September 29, 2025
Das glaubt mir keiner ...
Am 29. September 2025 begann alles –
zumindest das, was ich später „die Tage danach“ nennen würde.
Ein Dienstag. Kein besonderer Tag. Kein Feiertag.
Nur ein Tag wie viele andere.
Und doch spürte ich schon am Morgen, dass etwas in der Luft lag, das sich kaum beschreiben ließ.
Ein Summen vielleicht – leise, kaum hörbar – das beim ersten Kaffee auftauchte und wieder verschwand, sobald die Tasse meine Lippen berührte.
Ich schrieb alles nieder.
Weil ich ahnte, dass diese Tage seltsamer werden würden, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Erwarten Sie nicht zu viel.
Mit bescheidener Erwartung sollten Sie die nächsten Seiten aufschlagen.
Ich könnte vieles versprechen – eigentlich alles –
doch ehrlich gesagt weiß ich, was auf Sie zukommt.
Sie aber noch nicht.
Und glauben Sie mir: das ist gut so.
Günther – ich nenne ihn bewusst so, weil er wirklich so heißt – ist gerade nicht zu Hause.
Keine Wohngeräusche. Also darf ich davon ausgehen.
Für die Geschichte spielt das kaum eine Rolle.
Dennoch gehört es sich der Ordnung halber, diesen Umstand zu erwähnen.
In der Ruhe – Ruhe ist die Abwesenheit von Lärm –
genieße ich es, zu Papier zu bringen, was sich mir offenbarte.
Ich überlegte, was wohl das Vernünftigste wäre, da mich meine Frau für einige Stunden zum Strohwitwer gemacht hat.
Lange überlegen gehört nicht zu meinen Stärken.
Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch –
der in den letzten Jahren erstaunlicherweise kleiner geworden ist.
Das sollte sich bitterlich rächen, angesichts dessen, was nun folgen würde.
Hätte ich geahnt, was in den nächsten Stunden geschieht,
ich hätte mich besser mit meinen Hunden auf die Couch gelegt
und einen alten Film angesehen, den ich längst vergessen hatte.
Kaum hatte ich mich niedergelassen, vernahm ich ein leises Kratzen an der Haustür.
Meine Hunde erhoben sich sofort. Ohren gespitzt, Augen groß.
Sie starrten die Tür an, als hätten sie beschlossen, dass heute kein Tag für Freundlichkeit sei.
Ich starrte auch.
Und je länger ich starrte, desto deutlicher spürte ich: gleich würde etwas geschehen, das ich nicht vorhersehen konnte.
Die Tür öffnete sich langsam. Fast feierlich.
Und da stand er: ein Kühlschrank. Aufrecht. Vollständig intakt.
Nicht umgestürzt. Nicht kippelig.
Wie ein Wachposten, dessen Tür leicht geöffnet war, aus der ein schwaches Licht schimmerte.
Die Hunde erstarrten.
Der eine rückwärts tappend, als hätte er vergessen, wie man sich bewegt.
Ich selbst starrte stumm, während der Kühlschrank summte –
fast wie das Flüstern eines alten Bekannten.
Und dann glaubte ich Worte zu erkennen:
„Setz dich. Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen.“
Die Hunde rückten näher.
Sie prüften vorsichtig den Kühlschrank.
Der Eiswürfel, der zuvor in meiner Hand getanzt hatte, sprang nun auf einen Miniatur-Schreibtisch.
Er begann, Buchstaben zu zeichnen, die ich nicht lesen konnte –
und doch verstanden:
„Alles, was beginnt, geschieht gleichzeitig.“
Ich lachte. Die Hunde bellten.
Die kleine Gestalt auf dem Mini-Sofa nickte.
Als hätte sie alles geplant.
Obwohl ich überzeugt war, der einzige Planer zu sein.
Dann begann die Kiste sich zu vervielfältigen.
Zuerst zwei, dann vier, schließlich ein halbes Dutzend.
Jede mit eigenem Mini-Sofa. Eigenen Figuren. Eigenen Objekten.
Stimmen vervielfachten sich, widersprachen und ergänzten sich zugleich.
Mein Herz schlug schneller – nicht aus Angst, sondern aus Staunen.
Ich war Zeuge einer Welt, die mir fremd und vertraut zugleich war.
Die Hunde liefen über die wachsende Landschaft der Kisten.
Das Miniaturfahrrad drehte Runden.
Ein kleiner Tisch tanzte elegant.
Die Figuren begannen, Reigen zu tanzen – absurd präzise,
ein Muster, das nur die Miniaturwelt kannte.
Dann öffnete sich die kleinste Kiste vollständig.
Ein winziger Vorhang fiel, und ein winziger Erzähler erschien – kaum größer als ein Finger:
„Du dachtest, du würdest nur beobachten.
Aber jetzt bist du Teil des Stücks.
Alles, was du siehst, hat gewartet, dass du es bemerkst.“
Und schließlich die dritte Stufe:
Die Kisten, die Figuren, die Hunde, der Eiswürfel, die Lampe, der Raum selbst –
alles begann zu verschmelzen.
Miniaturwelten wuchsen, ihre Grenzen verschwammen.
Die Stimmen vereinten sich zu einem Summen, das die Realität erzittern ließ.
Die Kisten öffneten sich wieder und wieder.
Immer neue Miniaturräume, immer neue Figuren, die gleichzeitig tanzten, sprachen, dirigierten.
Ich war mitten drin.
Strohwitwer. Beobachtend. Staunend. Lachend.
Während die Grenzen von Zeit, Raum und Materie sich auflösten.
Dann, in diesem letzten Moment, erklang ein einzelnes Wort.
Klar und doch von überall zugleich:
„Willkommen.“
Ich saß da, auf der Couch, die Hunde zu meinen Füßen,
inmitten einer Welt, die ich niemals verstehen würde.
Und wusste: Die Tage danach hatten nicht nur begonnen –
sie hatten sich verselbstständigt.
Alles war absurd. Alles war logisch. Alles war gleichzeitig.
Donnerstag, April 24, 2025
Wer will, der kann
Es hat meine Seele tief betroffen gemacht, als ich erfuhr, dass mir - kurz vor der Pensionierung stehend - jetzt doch noch eine Unzahl von Tagen der Präsenz in den Büroräumlichkeiten zugemutet wurde. Dies hat mich in Staunen und helle Aufregung versetzt, da ich doch gehofft hätte, dass man auf mich diese paar Wochen auch noch hätte verzichten können, wenn man mich dann ohnehin das ganze restliche Leben nicht mehr haben wird. Aber so ist der Mensch. Er weiß immer alles auszunutzen, auch dann noch, wenn das Ausgenutzte kein Interesse mehr daran zeigt, ausgenutzt zu werden ...
Verstorbene Päpste
... in meiner bisherigen Lebensspanne habe ich sechs Päpste sterben sehen. Ich war beim Tode dieser Ehrwürdigkeiten natürlich persönlich nie zugegen, habe aber stets pünktlich zum Ableben (oder kurz danach) von der Presse darüber berichtet erhalten. Zwar war es mir ziemlich einerlei, aber ich war doch stets darüber etwas bewegt, weil es eben stets nur einen Papst zu verlieren galt und die normalen Menschen in hoher Zahl verstarben. Täglich und permanent! Ich muss mich ein wenig korrigieren! Einmal gab es zu meinen Lebzeiten doch zwei Päpste zur gleichen Zeit, da war der Tod des einen dann nicht so ein außergewöhnliches Ereignis mehr, war doch an Päpsten gleich um 100 Prozente mehr als üblich vorhanden - welch ein inflationäres Gehabe ...
Kopffäule
Meistens ist es so gewesen, dass man sich einer Gruppe Menschen gegenüber mit seiner Meinung der Gruppenseele angepasst hat. Man wurde so erzogen und es gehörte sich einfach, dass man nicht der ist, der sich flegelhaft durchsetzt. Ich tue es nicht mehr, habe es selten nur getan, weil ich merkte, dass dadurch mein Kopf faulte, oder das, was in diesem an Saat hervorgebracht hätte werden können, schon von Beginn an verdarb ...
Man muss abwarten
... ob es geschieht, ist ein großes Rätsel,
... wann es geschieht, ist die große Frage,
... dass es geschieht, ist eine Frage der Zeit,
... man muss abwarten, was geschieht!
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